Vergleich mit aggregiertem 4-Stufen-Modell
Bei einem Vergleich des ABM Nested Demand mit einem aggregierten 4-Stufen-Model sind die im Folgenden betrachteten Themen hervorzuheben.
- Datenbedarf
- Kenngrößen
- Zusatzverkehre
- Vorteile und erweiterte Anwendungsmöglichkeiten von ABM Nested Demand
Datenbedarf
Der Datenbedarf für ein 4-Stufen-ABM ist dem eines aggregierten Modells sehr ähnlich. Für die Erzeugung benötigen Sie die Ergebnisse einer Haushaltsbefragung. Diese muss nicht unbedingt in der Planungsregion durchgeführt worden sein. Eine Erhebung in einer ähnlichen Gegend kann (analog zu einer Gewichtung) mit Hilfe von sozio-ökonomischen Daten der Planungsregion an diese angepasst werden.
Modellparameter (wie z.B. Nutzendefinitionen) können wie bei aggregierten Modellen gewonnen werden durch:
- Schätzung auf Grundlage von Daten
- Übernahme von bestehenden vergleichbaren (auch aggregierten) Modellen
Struktur- und Bevölkerungsdaten müssen auf Standortebene vorliegen. In der Regel werden dazu Daten gröberer Ebenen auf Grundlage von Gebäude-Grundrissen disaggregiert. Je mehr Informationen dabei über die Gebäude bekannt sind, also beispielsweise über die Nutzung oder die Gebäudehöhe, desto besser ist der resultierende Datensatz.
Kalibrierung und Validierung erfolgt im Wesentlichen in gleicher Weise wie bei aggregierten Modellen. Es nicht erforderlich, dabei in großem Maßstab räumlich oder zeitlich genauer vorzugehen als bei aggregierten Modellen. Der wesentliche Vorteil der Disaggregierung im 4-Stufen-ABM ist weniger die kleinräumige Analyse als vielmehr die genaueren Kenngrößen, auf deren Basis Modus- und Ziel-Entscheidungen gefällt werden. Und diese sind häufig auch unkalibriert schon deutlich besser als bei aggregierten Modellen (die in der Regel nur 24h-Kenngrößen verwenden).
Kenngrößen
Für die Berechnung der Kenngrößen bildet, wie bei aggregierten Modellen, ein Netzmodell die Grundlage. Im Unterschied zu herkömmlichen Modellen rückt der Langsamverkehr mehr in den Fokus, was eine genauere Modellierung der entsprechenden Netze erfordert. Dazu gehört auch, dass der fußläufige Zugang zum ÖV gewährleistet sein muss.
Allerdings bedeutet das nicht, dass jeder Wanderweg im Modell abgebildet sein muss. Die Referenz bildet nach wie vor das herkömmliche 4-Stufen-Modell, und ein einigermaßen vollständiges Rad- und Fußwegenetz sollte schon zu deutlich genaueren Ergebnissen führen.
Umlegungen, die notwendig sind, um kapazitätsabhängige Kenngrößen ableiten zu können, erfolgen wie üblich in aggregierter Form (z.B. Fahrzeit im belasteten Netz). Für kapazitätsunabhängige Kenngrößen müssen keine Umlegungen gerechnet werden (in der Regel gilt das für den Langsam- sowie öffentlichen Verkehr). Damit sind für die Nachfrageberechnung keine ÖV-Anbindungen erforderlich.
Zur Bestimmung dynamischer IV-Kenngrößen ist ausdrücklich keine dynamische Umlegung erforderlich. Sie könnte aufgrund ihrer geringen Stabilität und schwachen Konvergenz sogar ungeeignet sein. Wir empfehlen, je Zeitbereich eine statische Umlegung zu verwenden. Verglichen mit den 24-Stunden-Umlegungen, die aggregierten Modellen zugrunde liegen, bedeutet dies eine enorme Verbesserung. Da die Gleichgewichtsumlegungen extrem schnell rechnen, ist nicht mit einer wesentlich erhöhten Gesamt-Rechenzeit des Modells zu rechnen.
Zusatzverkehre
Aggregierte Modelle enthalten häufig zahlreiche Nebenmodelle wie externer Verkehr, Touristenverkehr, Flughafenverkehr, etc. Falls solche Modelle nicht disaggregiert modelliert werden sollen, ist dies uneingeschränkt möglich. Ihr Einfluss auf die disaggregierte Nachfrage erfolgt, wie bei aggregierten Modellen, über die Umlegung der gemeinsamen Nachfrage kapazitätsabhängiger Modi.
Vorteile und erweiterte Anwendungsmöglichkeiten von ABM Nested Demand
Von den vielen Vorteilen und erweiterten Anwendungsmöglichkeiten des ABM Nested Demand gegenüber aggregierten Modellen seien hier nur einige stichwortartig genannt:
- ein erheblich verringerter Aggregationsfehler
- Berücksichtigung gegenläufiger Angebotsqualitäten im IV und ÖV
- bessere Abbildung des Langsamverkehrs
- Morgen-Maut
- Parkraummanagement
- Hinzufügen oder ändern von ÖV-Haltestellen, ohne Anbindungen korrigieren zu müssen
- E-Mobilität: Aufladen im Tour-Zusammenhang (Reichweite)
- COVID-19: ÖV-Meidung nur bei hoher Auslastung
- Berücksichtigung von Home-Office
- unveränderter Arbeitsort bei Kurzfrist-Prognosen
- individuelle Wirkung bei Kostenänderungen (Value of Time)
- Belastungsteppich (zeitliche ÖV-Gefäßfüllung)
- vorgeschaltete Wahl des Mobilitätswerkzeugs (Pkw-Besitz, ÖV-Zeitkarte)
- Analyse kleiner (nicht vordefinierter) Segmente (z.B. Alleinerziehende)