Wirtschaftsverkehrsmodell

Vor allem in urbanen Gebieten wird ein großer Anteil des Verkehrs als Folge wirtschaftlicher Aktivitäten erzeugt. Darunter fallen so unterschiedliche Fahrtzwecke wie die Auslieferung und Verteilung von Waren, die Ver- und Entsorgung von Baustellen oder auch die Erbringung von Dienstleistungen, z.B. durch Handwerker oder Pflegedienste. Dieser Wirtschaftsverkehr weist hinsichtlich der räumlichen und zeitlichen Verteilung der Fahrten und seiner Charakteristik deutliche Unterschiede zum Personenverkehr auf. An die Stelle von verhaltenshomogenen Personengruppen treten Branchen. Diese stehen untereinander in Wechselbeziehungen und erzeugen und bearbeiten Aufträge. Die Aufträge werden in Touren bedient, wobei hier jeweils eine unterschiedliche Anzahl gleichartiger Aktivitäten zu einer Fahrzeugtour verknüpft werden, während im Personenverkehr im Tagesverlauf eher Ketten verschiedener Aktivitäten auftreten. Die Touren weisen dabei je nach Branche und verwendetem Logistikkonzept bzw. Fahrzeugtyp eine unterschiedliche Charakteristik auf. Während z.B. in einigen Branchen (z.B. Paketdienste) die Touren in hohem Maße optimiert werden, sodass Ziele häufig in räumlicher Nähe liegen, sind andere Branchen eher durch externe Vorgaben gesteuert, sodass die räumliche Verteilung der Ziele eine geringere Rolle spielt. In anderen Fällen werden z.B. innerhalb einer Branche je nach Fahrzeugtyp Touren unterschiedlich gebildet, beispielsweise indem große Fahrzeuge eher weniger Ziele, dafür jedoch in größerer Distanz bedienen als kleinere. Daher stellt jeweils die Kombination aus Branche und Logistikkonzept (d.h. Fahrzeugtyp) die für die Rechnungen relevante Ebene der Nachfrageschicht dar. Als Folge dieser Struktur ist die Moduswahl nicht Bestandteil des Modells, sondern wird über die Eingabegrößen bereits vorab festgelegt.

Zur Modellierung des Wirtschaftsverkehrs steht daher ein eigenes Nachfragemodell mit den zugehörigen Nachfrageobjekten und –verfahren zur Verfügung. Das Modell orientiert sich in seinen Grundzügen am Model WIVER (Sonntag, 1995), das in den neunziger Jahren von der IVU und der PTV entwickelt und in einer Reihe von Verkehrsmodellen eingesetzt wurde. Dieses Modell erlaubt es, das Quell- und Zielaufkommen an Aufträgen sowie die Verflechtungen zwischen den Branchen zu modellieren. Darauf aufbauend kann abgebildet werden, wie diese Aufträge im Rahmen von Touren bedient werden. Das Modell stellt die erforderlichen Datenstrukturen zur Modellierung von Branchen und Logistikkonzepten bzw. Fahrzeugtypen bereit. Die Berechnung der Fahrtenmatrizen des Wirtschaftsverkehrs erfolgt in zwei Verfahren. Im ersten Schritt Erzeugung und Verteilung werden das Aufkommen und die räumliche Verteilung der Aufträge ermittelt. Im zweiten Schritt Fahrtengenerierung werden daraus Fahrtenmatrizen abgeleitet.

Hinweis: Im Verzeichnis C:\Users\Public\Documents\PTV Vision\PTV Visum 2024/Examples finden Sie ein Anwendungsbeispiel zu diesem Thema. Das Beispiel Demand Freight zeigt den Aufbau eines Wirtschaftsverkehrsnachfragemodells sowie die Wirkungsweise einiger Parameter in der Berechnung der Nachfrage.