Fahrzeug-Routenentscheidungen, Fahrzeugrouten und Fahrzeug-Teilrouten modellieren

Eine Route ist eine feste Folge von Strecken und Verbindungsstrecken:

  • Eine Route beginnt an einer Routenentscheidung (standardmäßig lila Startquerschnitt)
  • Eine Route endet an einem Zielquerschnitt (standardmäßig türkiser Querschnitt)

Ein Routenentscheidungsquerschnitt führt in der Regel zu mehreren Zielquerschnitten. Dabei verzweigen sich die einzelnen Routen baumartig vom Routenentscheidungsquerschnitt zu den Zielquerschnitten.

Routen können beliebig lang sein. Sie können Routen für eine Abbiegebeziehung an einem Einzelknoten als auch über mehrere Knotenpunkte hinweg einsetzen. In vielen Anwendungsfällen ist es sinnvoll, Routen im gesamten Vissim-Netz einzusetzen.

Eine Routenentscheidung betrifft nur die Fahrzeuge, die einer dafür ausgewählten Fahrzeugklasse angehören und wenn diese Fahrzeuge noch keine Routeninformation besitzen. Ein Fahrzeug, das sich bereits auf einer Route befindet, kann erst dann eine neue Routeninformation entgegennehmen, wenn es den Zielquerschnitt dieser Route überquert hat. Davon ausgenommen sind Fahrzeug-Teilrouten, ÖV-Teilrouten und Parkplatzrouten.

Typen von Routenentscheidungen und Routen

Folgende Typen werden unterschieden:

Statische Routenentscheidungen und Routen

Führt Fahrzeuge von einem Startquerschnitt (lila) der Routenentscheidung zu einem der definierten Zielquerschnitte (türkis) der Fahrzeugrouten. Dafür können Sie mit dem Attribut Routenwahlmethode auswählen, auf welcher Basis Fahrzeuge auf die Fahrzeugrouten verteilt werden:

  • Statisch: Auf Basis des statischen Anteils je Fahrzeugroute, den Sie im Attribut Relative Belastung der Fahrzeugroute festlegen (Attribute von statischen Fahrzeugrouten). Statische Routenentscheidungen gelten nicht für Fahrzeuge des ÖV (Öffentlichen Personennahverkehr modellieren), (ÖV-Linien definieren).
  • Formel: Auf Basis einer benutzerdefinierten Formel (Formelroute). Mit der Formel berechnen Sie den Anteil der Fahrzeuge für die Fahrzeugroute abhängig von Attributen und Attributwerten der Fahrzeuge [VEHICLE], beispielsweise [VEHICLE\SPEED], oder der Fahrzeugroute [VEHICLEROUTESTATIC] (Attribute von statischen Fahrzeugrouten). Mit der Routenwahlmethode Formel können Sie beispielsweise Taxis oder Fußgänger auf mehrere Warteschlangen verteilen.

Für Fußgänger gilt dabei: Die Auswertung der Formeln von Routen für Routenentscheidungen erfolgt im Zeitschritt nach der Bewegung der Fußgänger und nachdem die Attributentscheidungen ausgeführt wurden. Damit sind die Attributwerte, die sich durch die Bewegung der Fußgänger oder durch die Attributentscheidungen geändert haben, in den Formeln verfügbar. Dies gilt nicht für Änderungen der Attributwerte, die sich durch die Ausführung mehrerer statischer Routenentscheidungen oder Teilroutenentscheidungen nacheinander ergeben.

Fahrzeug-Teilrouten und ÖV-Teilrouten
  • Fahrzeug-Teilroute: Dient zur lokalen Verteilung der Fahrzeuge. Die Fahrzeug-Teilroute definiert einen Abschnitt, der aus einer oder mehreren statischen Routen besteht. Für den Abschnitt werden die Routen aller relevanten Fahrzeuge gemäß der Fahrzeug-Teilrouten-Anteile für diesen Abschnitt neu aufgeteilt. Nach dem Verlassen der Fahrzeug-Teilroute fahren die Fahrzeuge wieder entsprechend ihrer ursprünglichen Route.

Fahrzeug-Teilroutenentscheidungen gelten nicht für Fahrzeuge des ÖV.

  • ÖV-Teilroute: Definiert einen Abschnitt, der aus einer oder mehreren statischen Fahrzeugrouten besteht. Für den Abschnitt werden die relevanten Fahrzeuge der ausgewählten ÖV-Linien gemäß der Fahrzeug-Teilrouten-Anteile für diesen Abschnitt neu aufgeteilt. Für den Fahrzeug-Teilrouten-Anteil legen Sie mit dem Attribut Routenwahlmethode fest, auf welcher Basis Fahrzeuge auf die Fahrzeugrouten verteilt werden (Attribute von Fahrzeug-Teilrouten).Nach dem Verlassen der Fahrzeug-Teilroute fahren die Fahrzeuge der ÖV-Linien wieder entsprechend ihrer ursprünglichen Route.

Analog zu Linienhalten der ÖV-Linien können Sie auf einer ÖV-Teilroute auch ÖV-Halte mit Attributen für die Aufenthaltszeit definieren (ÖV-Linien modellieren):

Solange ein ÖV-Fahrzeug seine ursprüngliche Linienroute noch nicht beendet hat, wirkt der Abfahrtszeit-Versatz wie ein Versatz an einem Halt der ursprünglichen Route (Attribute von ÖV-Linien). Sobald das ÖV-Fahrzeug den Zielquerschnitt seiner ursprünglichen Linienroute überfahren hat, wird ein Abfahrtszeit-Versatz eines Linienhalts einer ÖV-Teilroute relativ zur Simulationszeit beim Überfahren des betreffenden Routenentscheidungsquerschnitts interpretiert.

Parkplatzrouten

Nur für Parkplätze vom Typ Echte Stellplätze: Definiert einen Routenentscheidungsquerschnitt, von dem ausgehend automatisch Routen zu jedem zugehörigen Parkplatz und zurück ins Netz erzeugt werden. Sie wählen anstelle von Zielquerschnitten Parkplätze aus (Parkplatzroute definieren).

Vermeiden Sie beim Modellieren einer Parkplatzroute, dass diese sich selbst schneidet. Beim Netz prüfen ermittelt Vissim Parkplatzrouten, die sich selbst schneiden und zu einem Parkplatz führen, in den rückwärts eingeparkt oder rückwärts ausgeparkt werden kann. Für diese Parkplatzrouten verwirft Vissim den vorhandenen Weg und sucht den kürzesten Weg von der Parkplatz-Routenentscheidung zum Parkplatz. Dabei führt die Parkplatzroute für das rückwärts Einparken weiterhin über die ursprüngliche Verbindungsstrecke für das rückwärts Einparken in den Parkplatz.

Fährt das Fahrzeug über eine Parkplatz-Routenentscheidung, ermittelt Vissim für jede Parkplatzroute dieser Routenentscheidung die freien Stellplätze im Ziel-Parkplatz sowie deren Attraktivität. Die Attraktivität eines Stellplatzes ergibt sich aus der Attraktivität des ersten und letzten Stellplatzes des Parkplatzes. Damit haben alle Parkplatzrouten zu einem Stellplatz dieselbe Attraktivität. So ergeben sich Park-Optionen aus Parkplatzroute, Stellplatz und dessen Attraktivität. Park-Optionen werden verworfen, deren Attribut Parkrichtung den Wert Ungültig hat. Aus der Menge der Park-Optionen mit der höchsten Attraktivität wählt Vissim den Stellplatz gleichverteilt aus und anschließend berücksichtigt Vissim die relative Belastung der Parkplatzroute zu diesem Stellplatz.

Parkplatz-Routenentscheidung von Parkplatzanlagen platzieren

Wenn Sie eine Parkplatzanlage erzeugen und dabei für die Attribute Parkplatz-Routenentscheidung Hauptrichtung und Parkplatz-Routenentscheidung Gegenrichtung den Attributwert Neue hinzufügen auswählen, platziert Vissim eine neue Routenentscheidung vom Typ Parkplatz für jede Richtung der Fahrgasse. Diese müssen Sie auf die gewünschte Position stromaufwärts verschieben.

Wenn Sie anschließend weitere Parkplatzanlage erzeugen und dabei eine bereits vorhandene Parkplatz-Routenentscheidung zuordnen möchten, wählen Sie im Fenster Parkplatzanlage erzeugen die gewünschte Parkplatz-Routenentscheidung für die Attribute Parkplatz-Routenentscheidung Hauptrichtung und Parkplatz-Routenentscheidung Gegenrichtung aus. Stellen Sie dabei sicher, dass diese Parkplatz-Routenentscheidung stromaufwärts an der gewünschten Position platziert ist, bevor Sie die weiteren Parkplatzanlagen erzeugen und dabei jeweils diese Parkplatz-Routenentscheidung auswählen. Diese Position kann auch in einer anderen Fahrgasse sein.

Wenn Sie eine Parkplatz-Routenentscheidung duplizieren möchten, um diese einer Parkplatzanlage zuzuordnen, die Sie erzeugen möchten, stellen Sie sicher, dass Sie zuerst die gewünschte Parkplatz-Routenentscheidung duplizieren, anschließend die neue Parkplatzanlage erzeugen und dann das Duplikat der Parkplatz-Routenentscheidung verschieben.

Routen für Mautstellen

Führt Fahrzeuge auf zwei parallel verlaufenden Routen (Managed Lanes) vom Startquerschnitt zu einem Zielquerschnitt (Fahrzeugroute vom Typ Mautstelle definieren). Für eine Routenentscheidung vom Typ Mautstellen müssen Sie eine Mautstelle mit Preismodell und Entscheidungsmodell definieren. Damit werden berücksichtigt:

  • der Besetzungsgrad der Fahrzeuge mit einer, zwei oder drei und mehr Personen
  • die Tageszeit
  • die aktuelle Verkehrssituation mit Zeitersparnis und mittlerer Geschwindigkeit

Wenn die aktuelle Mautstellenroute an einer solchen Routenentscheidung vom Typ Mautstellen durch eine neue Route ersetzt wird, ist es möglich, dass trotzdem die Reisezeiten für vorher begonnene Mautstellenrouten weiter gezählt werden, bis das Fahrzeug deren jeweiliges Ziel passiert.

Dafür müssen folgende Bedingungen erfüllt sein:

  • Das Fahrzeug behält seine Entscheidung für oder gegen die Maut bei.
  • Das alte Ziel liegt auf der neuen Route oder das neue Ziel liegt auf der alten Route.

Wenn die Bedingungen nicht erfüllt sind, wird die Gesamtreisezeit für die alte Route proportional geschätzt, falls mehr als 75 % ihrer Länge zurückgelegt wurden.

Wie bei allen anderen Routenentscheidungstypen werden nur Fahrzeuge der ausgewählten Fahrzeugklassen berücksichtigt. Fahrzeuge eines Typs, dessen Klasse hier nicht gewählt ist, benutzen weder die Maut-Route noch die mautfreie Route. So können beispielsweise Lkw ausgeschlossen werden. Beachten Sie die Wirkungsweise von Routenentscheidungen vom Typ Mautstellen (Wirkungsweise von Routenentscheidungen vom Typ Mautstellen).

Routenentscheidungen und Routen für die dynamische Umlegung