Wegesuche und Wegewahl beeinflussen

Trotz hinreichend genauer Modellierung des Straßennetzes, der Verkehrssteuerung und der Nachfrage, kann das Ergebnis der dynamischen Umlegung von der in der Realität beobachteten Situation abweichen. Dies kann beispielsweise daran liegen, dass das Entscheidungsmodell in Vissim durch seine Abstraktheit nicht alle Einflüsse abbilden kann, die in der Realität auf die Fahrer wirken. In diesen Fällen können Sie die Nutzung von Teilen des Straßennetzes bei der Wegewahl der dynamischen Umlegung ändern.

Kostenzuschläge modellieren

Wenn Abschnitte des Straßennetzes mehr oder weniger Verkehr auf sich ziehen als erwartet, können Sie dies über Kostenzuschläge verändern. Um bei der Wegewahl eine Strecke oder Verbindungsstrecke weniger attraktiv zu machen, setzen Sie das Attribut Zuschlag 1 oder Zuschlag 2 auf einen größeren Wert (Attribute von Strecken). Dieser Wert wird zu den statischen Kosten jeder Kante addiert, welche über diese Strecke oder Verbindungsstrecke führt. Zuschlag 1 wird dabei noch mit dem Kosten-Koeffizient des Fahrzeugtyps multipliziert (Wegewahlverhalten durch generalisierte Kostenfunktion definieren). Zuschlag 2 wird zu den generalisierten Kosten addiert (Koeffizient = 1).

Wenn Verbindungsstrecken von einer Strecke abgehen und zu dieser Strecke hinführen, führt die Kante über mehrere Teile dieser Strecke und der Zuschlag wird mehrfach addiert. Ordnen Sie deshalb Zuschläge den Verbindungsstrecken zu, die komplett auf einer Kante liegen, beispielsweise auf einer Abbiegebeziehung innerhalb eines Knotens der dynamischen Umlegung.

Wenn Sie die Attribute für Statische Kosten und Zuschläge verwenden, platzieren Sie Knoten sehr dicht vor Quellparkplätze und sehr dicht hinter Zielparkplätze. Damit vermeiden Sie, dass Zuschläge oder Kosten je Kilometer auf Strecken vor Quellparkplätzen sowie auf Strecken hinter Zielparkplätzen die dynamische Umlegung verfälschen.

Kanten sperren

Sie können Kanten für die Wegesuche der dynamischen Umlegung sperren und damit Verkehr aus bestimmten Netzausschnitten verdrängen (Kanten von der dynamischen Umlegung ausschließen). Gesperrte Kanten werden rot angezeigt.

Anzahl der Wege beschränken

Prinzipiell ist die Anzahl von Wegen, die während der Iterationen gefunden werden, nicht beschränkt. Standardmäßig werden alle Wege, die gefunden wurden, im Wegearchiv gesammelt. Die Wege stehen damit für die Wegewahl zur Verfügung. Eine Folge davon kann sein, dass auf einige wenig attraktive Wege immer noch einige wenige Fahrzeuge verteilt werden, selbst wenn in späteren Iterationen viel bessere Wege gefunden wurden und die Verwendung der alten Wege in der Realität sehr unwahrscheinlich ist. Diese Wege verbrauchen zudem Speicherplatz und Rechenzeit. Sie können einen der beiden folgenden Werte eingeben und damit die Anzahl der verwendeten Wege pro Quelle-Ziel-Beziehung begrenzen (Attribute für die Fahrtkettendatei, Matrizen, Wegedatei und Bewertungsdatei):

Element Beschreibung

Wege mit zu hohen Gesamtkosten verwerfen

Max. Mehrkosten im Vergleich zum besten Weg

Schwelle in % für den Kostenunterschied als Kriterium für die Wegesuche

Anzahl Wege begrenzen

Max. Anzahl Wege je Parkplatzbeziehung

Maximale Anzahl Wege pro Parkplatzbeziehung als Kriterium für die Wegesuche

Die Begrenzung der absoluten Anzahl von Wegen kann in Netzen ungeeignet sein, wenn es für einige Quelle-Ziel-Beziehungen tatsächlich viele Alternativwege gibt, die auch alle benutzt werden sollen, und für andere Beziehungen nur wenige Wege möglich sind. In diesem Fall ist die Begrenzung der Kostendifferenz zwischen bestem und schlechtestem Weg die geeignete Lösung. Damit werden insbesondere die Wege wieder verworfen, die durch die Vorbelegung ungenutzter Kanten mit 0.1 Sekunden besonders attraktiv erschienen. Wenn sich später, nachdem einige Fahrzeuge dort gefahren sind, herausstellt, dass diese Wege viel teurer sind als andere, können sie ohne Schaden wieder verworfen werden.

Die Wegedatei wird standardmäßig zu Beginn jeder Iteration eingelesen. Im jeweiligen Zeitintervall werden für jede Quelle-Ziel-Beziehung die Wege nicht verwendet, für die der Kostenunterschied im Vergleich zum billigsten Weg für alle Bewertungsintervalle größer ist als der eingegebene Wert. Damit können diese Wege in späteren Zeitintervallen und/oder Iterationen verwendet werden, ohne dass sie erneut als Kurzweg gefunden werden müssen.

Wege mit Fahrzeugrouten vom Typ Sperrung sperren

Sie können die Wegesuche bei der dynamischen Umlegung auch einschränken, indem Sie im Netz eine bestimmte Folge von Strecken als Fahrzeugrouten vom Typ Sperrung markieren. Dafür definieren Sie die Routensperrung im Netzeditor wie eine statische Route mit einem Routenentscheidungsquerschnitt vom Typ Sperrung zu einem Zielquerschnitt (Parkplatzroute definieren).

Bei der dynamischen Umlegung wird ein Weg, der eine Routensperrung enthält, nur verwendet, wenn der Weg der einzige Weg ist, der von der Kurzwegsuche für eine Parkplatz-Quelle-Ziel-Beziehung bisher gefunden wurde. Solange kein besserer Weg gefunden wird, der dem Kriterium geringerer generalisierter Kosten entspricht, können Fahrzeuge der dynamischen Umlegung einen Weg verwenden, der eine Routensperrung enthält.

Wenn eine bestimmte Folge von Strecken grundsätzlich nicht verwendet werden soll, muss eine vollständige Kante oder eine vollständige Abbiegebeziehung im Knoten gesperrt werden (Kanten erzeugen und verwenden). Sie können das Knotenpolygon verändern und die gewünschte Streckenfolge als vollständige Abbiegebeziehung vom Knoteneingang bis zum Knotenausgang festlegen oder alle Abbiegebeziehungen sperren, die diese Folge von Strecken enthalten.

Hinweise:  

  • Sperren Sie Wege nur als letzte Möglichkeit. Definieren Sie stattdessen hohe Kosten oder fügen Sie Langsamfahrbereiche ein.
  • Sperren Sie Abbiegebeziehungen, indem Sie Kanten in Knoten sperren.
  • Bevor Sie Wege oder Teilwege sperren, prüfen Sie, ob es keine andere Modellierungsmöglichkeit gibt. Häufig genügt es, eine Abbiegebeziehung zu sperren, wenn die Umrandung des Knotens neu definiert wird.