Funktionen für Beschleunigung und Verzögerung verwenden
Um Unterschiede im Fahrverhalten von verschiedenen Fahrern sowie unterschiedliche Fahrzeugeigenschaften bei der Beschleunigung und der Verzögerung zu berücksichtigen, verwendet Vissim Funktionen anstelle eines einzelnen Beschleunigungswertes oder Verzögerungswerts.
Die Werte der Funktionen werden abhängig von den Netzeinstellungen für Einheiten angezeigt (Netzeinstellungen für Einheiten auswählen).
Beschleunigung und Verzögerung sind Funktionen der aktuellen Geschwindigkeit. Dabei wird berücksichtigt, dass Verbrennungsmotoren ihre Maximalbeschleunigung bei niedrigen Geschwindigkeiten erreichen und Drehstrommotoren von Straßenbahnen und Zügen eine konstante Beschleunigung über einen großen Geschwindigkeitsbereich aufweisen.
Die Funktionen für Beschleunigung und Verzögerung werden in Vissim in Kurven abgebildet:
- Maximalbeschleunigung: Technisch machbare maximale Beschleunigung. Sie wird zum Beibehalten der Geschwindigkeit an Steigungen verwendet, wenn höhere Beschleunigungen als die Wunschbeschleunigung benötigt werden. Die Maximalbeschleunigung wird für Strecken mit Steigungen oder Gefällen automatisch angepasst (Stochastische Werteverteilung für die Maximalbeschleunigung und Maximalverzögerung):
- um -0.1 m/s² je Prozent Steigung
- um 0.1 m/s² je Prozent Gefälle
- Wunschbeschleunigung: Wird in allen Situationen verwendet, in denen nicht die Maximalbeschleunigung notwendig ist.
- Maximalverzögerung: Technisch machbare maximale Verzögerung. Da Verzögerungswerte ein negatives Vorzeichen haben, stellt die Maximalverzögerung den kleinstmöglichen Beschleunigungswert dar. Dieser kann auch nicht von der Wunschverzögerung unterschritten werden. Beispiel: Wenn die Maximalverzögerung -5 m/s² ist, kann die Wunschverzögerung nicht - 6m/s² sein. Die Maximalverzögerung wird für Strecken und Verbindungsstrecken mit Steigungen oder Gefällen automatisch angepasst:
- um -0.1 m/s² je Prozent Steigung
- um 0.1 m/s² je Prozent Gefälle
- Wunschverzögerung: Wird in den folgenden Fällen als Obergrenze der Verzögerung verwendet. Dabei wird die Maximalverzögerung nicht überschritten.
- wegen einer vWunsch-Entscheidung
- bei Annäherung an ein rotes Signal
- bei Annäherung an ein vorausfahrendes Fahrzeug, beispielsweise bei Stop-and-go-Verkehr
- bei zu geringem Seitenabstand für ein Überholen innerhalb desselben Fahrstreifens
- bei Annäherung einer Nothaltposition auf Verbindungsstrecken in Routen
- beim kooperativen Bremsen. Dabei werden 50 % der eigenen Wunschverzögerung als maximal zumutbare Verzögerung verwendet, um zu entscheiden, ob ein blinkendes Fahrzeug auf dem Nachbarfahrstreifen in den eigenen Fahrstreifen wechseln darf.
Wenn sich das Fahrzeug einem statischen Hindernis nähert, beispielsweise einem Parkplatz oder einer ÖV-Haltestelle, bestimmt es in jedem Zeitschritt, ob die erforderliche Verzögerung bereits so hoch ist wie die Wunschverzögerung. Ist dies noch nicht der Fall, fährt das Fahrzeug vom Hindernis unbeeinflusst normal weiter. Im ersten Zeitschritt, in dem die erforderliche Verzögerung die Wunschverzögerung erreicht, überschreitet sie in der Regel die gewünschte Verzögerung geringfügig aufgrund der Bewegung im vorherigen Zeitschritt. Wenn die Maximalverzögerung geringer ist als diese erforderliche Verzögerung:
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Das Fahrzeug kann erst ein wenig weiter stromabwärts von der vorgesehenen Halteposition anhalten. Dies kann zu spät sein, insbesondere auf Parkplätzen.
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Bei einem ÖV-Fahrzeug kann die Maximalverzögerung (betragsmäßig) im letzten Zeitschritt überschritten werden, damit das ÖV-Fahrzeug in der Haltestelle hält.
Sie können Beschleunigungsfunktionen und Verzögerungsfunktionen den gewünschten Fahrzeugtypen zuordnen. Für die übrigen Fahrsituationen sind die Parameter des Fahrzeugfolgemodells relevant.
Als Obergrenze für die maximale Beschleunigung des Fahrzeugs wirkt der geringste der Maximalwerte aus der Funktion für die Maximalbeschleunigung, der Funktion für die Wunschbeschleunigung, des Parameters CC8 oder des Parameters CC9 aus dem Fahrzeugfolgemodell. Damit ist die Beschleunigung des Fahrzeugs nicht höher, als der niedrigste dieser Werte. Nur für PKW gilt zudem: Zu der verwendeten Maximalbeschleunigung wird z addiert: z = Wert aus dem Intervall [0,1], normalverteilt um 0.5 mit einer Standardabweichung von 0.15. Die Beschleunigung des Fahrzeugs kann geringer sein als dessen Maximalbeschleunigung, wenn weitere Faktoren einwirken, beispielsweise, wenn das Fahrzeug sehr nah an seiner Wunschgeschwindigkeit ist oder ein langsameres Vorderfahrzeug wahrnimmt.
Wunschbeschleunigung, Maximalbeschleunigung, Wunschverzögerung und Maximalverzögerung eines Fahrzeugs liegen bei einer bestimmten Geschwindigkeit in einem Bereich zwischen einem Maximalwert und einem Minimalwert. Für jede dieser vier Funktionen können Sie den Bereich zwischen Maximalwert und Minimalwert grafisch durch eine Kurve für den Median sowie durch eine untere und eine obere Begrenzungskurve anzeigen (Beschleunigungsfunktionen und Verzögerungsfunktionen definieren). Die Begrenzungskurven definieren die Bandbreite. Rote Kreise im Median zeigen Stützstellen an, mit denen Sie den Verlauf des Medians bearbeiten können. In den Begrenzungskurven sind diese Stützstellen grün.
Datenpunkte der Stützstellen können Sie auch während eines Simulationslaufs mit der COM-Methode ReplaceAll ändern. Diese ersetzt alle Datenpunkte einer Funktion mit den Datenpunkten, die der Aufruf der COM-Methode enthält. Individuell eingefügte Datenpunkte können nicht während Simulationslaufs geändert werden.
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Hinweis: Stellen Sie sicher, dass der Maximalwert der Maximalverzögerung größer ist, als die Werte der Wunschverzögerung. Damit gewährleisten Sie die Berechnung der Ruckbegrenzung, die bei kleinerem oder gleichem Wert nicht uneingeschränkt möglich ist. |
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Tipp: Standardmäßig sind in Vissim Beschleunigungsfunktionen und Verzögerungsfunktionen für in Westeuropa typische Fahrzeugtypen vordefiniert. |
Übergeordnetes Thema:
Basisdaten für die Simulation definieren
Informationen zum Bearbeiten:
Streckenverhaltenstyp für Strecken und Verbindungsstrecken definieren
Flächenverhaltenstypen definieren
Einsteigeverzögerungstypen definieren
Fahrstreifen-Markierungstypen definieren
Default-Kurven für die Maximalbeschleunigung und Maximalverzögerung
Stochastische Werteverteilung für die Maximalbeschleunigung und Maximalverzögerung
Beschleunigungsfunktionen und Verzögerungsfunktionen definieren
Attribute von Beschleunigungsfunktionen und Verzögerungsfunktionen