Default-Kurvengeschwindigkeit-Funktionen
Für die automatische Geschwindigkeitsbeschränkung in Kurven ordnen Sie Ihren Fahrzeugtypen mit dem Attribut Wunschkurvengeschwindigkeit-Funktion die jeweils gewünschte Kurvengeschwindigkeit-Funktionen zu (Wunschgeschwindigkeit ändern), (Attribute von Fahrzeugtypen). Dafür können Sie vordefinierte Kurvengeschwindigkeit-Funktionen verwenden, welche die unterschiedlichen Kurvengeschwindigkeiten verschiedener Verkehrsmittel berücksichtigen. Diese Default-Kurvengeschwindigkeit-Funktionen sind in der Datei defaults.inpx gespeichert und werden standardmäßig in der Liste Kurvengeschwindigkeit-Funktionen angezeigt (Kurvengeschwindigkeiten definieren).
Grundlagen der Default-Kurvengeschwindigkeit-Funktionen
Die Default-Kurvengeschwindigkeit-Funktionen basieren auf Daten aus der wissenschaftlichen Literatur sowie Regelwerken für das Straßenwesen in Deutschland (Default-Kurvengeschwindigkeit-Funktionen in Datei defaults.inpx), (Literatur). In die Definition der Default-Kurvengeschwindigkeit-Funktionen in Vissim sind zudem folgende Erkenntnisse und Annahmen eingegangen:
Erkenntnisse auf Basis Schimmelpfennig & Nackenhorst sowie Lindenmann und Ranft 1978
- PKW-Fahrer fahren in Kurven auf trockener Straße selbst dann mit hohen Sicherheitsfaktoren, wenn sie so schnell fahren, wie sie es gerade noch als sicher empfinden (Schimmelpfennig & Nackenhorst 1985 (Literatur)).
- Die mittlere gefahrene Kurvengeschwindigkeiten liegt im Alltag deutlich unter dieser empfundenen Sicherheitsgrenze. Dies ergibt sich aus einem Vergleich der Ergebnisse von Schimmelpfennig & Nackenhorst 1985 mit denen von Lindenmann und Ranft 1978 (Literatur).
- Bei gleichem Kurvenradius fahren auch vergleichsweise schnelle Fahrer in Kurven umso langsamer, je geringer die zulässige Höchstgeschwindigkeit ist. Dies wirkt sich bei kleinen Radien und Geschwindigkeiten gering aus, die Wirkung steigt jedoch mit größeren Radien an. Dies ergibt sich aus einem Vergleich der Ergebnisse von Schimmelpfennig & Nackenhorst 1985 mit denen von Lindenmann und Ranft 1978. Dieser Vergleich zeigt:
- Bei kleinen Radien fuhren die Fahrer im Experiment von Schimmelpfennig & Nackenhorst in etwa gleich schnell, wie die schnelleren Fahrer, die von Lindenmann und Ranft bei einer Geschwindigkeitsbegrenzung von 100 km/h gemessen wurden.
- Ab Radien von ca. 250 Metern und 90 km/h waren die Fahrer im Experiment schneller, obwohl Lindenmann und Ranft v85%-Geschwindigkeiten bis zu 103 km/h gemessen haben. Für Durchschnittsfahrer war der Effekt noch ausgeprägter. Im Experiment galt keine Geschwindigkeitsbegrenzung.
Annahmen, die für die Definition der Default-Kurvengeschwindigkeit-Funktionen getroffen wurden
- Für die Fahrzeuge liegt keine Geschwindigkeitsbeschränkung vor.
- Fahrer versuchen nicht, so schnell wie möglich und dabei gerade noch sicher zu fahren, sondern intuitiv, mit subjektiv angemessener Geschwindigkeit.
Anpassungen an den Kurven
- Für die mittlere und untere Funktion wurden die Funktion von Schimmelpfennig und Nackenhorst der Form nach übernommen, jedoch neu parametrisiert.
- Für die Funktion der oberen Beschränkung wurde die Funktion von Schimmelpfennig und Nackenhorst mit Änderungen übernommen:
Angepasst wurden die angenommenen Querneigungen der Fahrbahn bei kleineren und größeren Radien. Schimmelpfennig und Nackenhorst haben die Querbeschleunigung im Fahrzeug gemessen. Dabei wird offensichtlich implizit berücksichtigt, dass die Querneigung zumindest teilweise die Querbeschleunigung kompensiert. So führt die Wahrnehmung einer größeren Querbeschleunigung nahezu automatisch dazu, dass der Fahrer auch schneller fährt. Dies ist in den Default-Kurvengeschwindigkeit-Funktionen berücksichtigt. Für bestimmte Situationen und verschiedene Elemente der Infrastruktur wurden typische Radien und Geschwindigkeiten identifiziert:
- Beispielsweise treten Radien bis 30 m vor allem in städtischen Kreuzungsbereichen oder beim Einparken auf. Dort kann von keiner systematisch unterstützenden Querneigung ausgegangen werden. Deshalb wird mit einer Querneigung von 0% gerechnet.
- Dagegen erlauben Radien ab 200 m Geschwindigkeiten über 75 km/h. Im städtischen Bereich führt dies zu keiner Reduktion der Geschwindigkeit mehr. Deshalb wird von einer Querneigung ausgegangen, wie sie in den Richtlinien für Landstraßen und Autobahnen vorgegeben sind. Dabei wurden die Richtlinien RASt, RAL & RAA der deutschen Forschungsgesellschaft Straßen- und Verkehrswesen (FGSV) zu Grunde gelegt (Literatur).
Mehr Details zu den verschiedenen Berechnungsschritten finden Sie im YouTube-Kanal PTV Mobility: PTV Talks: Automatic Speed Limitation in Curves (PTV Vissim 2023).
Beispieldateien finden Sie standardmäßig in folgendem Verzeichnis:
..\Examples Training\Vehicle Fleet & Settings Defaults\Curve Speed Functions
Default-Kurvengeschwindigkeit-Funktionen in Datei defaults.inpx
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Hinweis: Passen Sie Funktionen den örtlichen Gegebenheiten an. Dies gilt insbesondere, wenn die Daten Ihrer Fahrzeugflotte gravierend von den Daten abweichen, auf denen die Default-Funktionen basieren. |
Die folgenden Kurvengeschwindigkeit-Funktionen werden standardmäßig in der Liste Kurvengeschwindigkeit-Funktionen angezeigt:
Road. Car. Based on Schimmelpfennig & Nackenhorst (1985), Lindenmann & Ranft (1978), and German road design guidelines FGSV RASt, RAL & RAA
Die Funktion basiert auf Daten aus der wissenschaftlichen Literatur von Schimmelpfennig & Nackenhorst (1985), Lindenmann & Ranft (1978), sowie den folgenden Regelwerken für das Straßenwesen in Deutschland: Richtlinien für die Anlage von Stadtstraßen (RASt), Richtlinien für die Anlage von Landstraßen (RAL), Richtlinien für die Anlage von Autobahnen (RAA).
Straße. LKW. (abgeleitet aus Funktion für PKW vermittels Plausibilitätsüberlegungen)
Die Funktion basiert auf Daten aus der Funktion Road. Car. Based on Schimmelpfennig & Nackenhorst (1985), Lindenmann & Ranft (1978), and German road design guidelines FGSV RASt, RAL & RAA.
Straße. Fahrrad Richard; Stamminger in Meschik, nach Brezina et al, angepasst für 1 m Ausholbewegung in 90deg-Kurve
Die Funktion basiert auf Daten aus der folgenden Funktion und wurde angepasst, für die typische Ausholbewegung von Fahrradfahrenden, bevor sie eine Kurve von ungefähr 90° fahren.
Straße. Fahrrad Richard; Stamminger in Meschik, nach Brezina et al
Die Funktion basiert auf Daten aus der wissenschaftlichen Literatur von Richard; Stamminger in Meschik, nach Brezina et al
Straßenbahn. Projektierung. TRStrab Trassierung
Die Funktion basiert auf Daten der Technischen Regeln für Straßenbahnen Trassierung von Bahnen (TRStrab Trassierung)
Schiene. Projektierung. EBO
Die Funktion basiert auf Daten der Eisenbahn-Bau- und Betriebsordnung (EBO)
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