Wiedemann 99-Modellparameter definieren

Dieses Modell basiert auf dem Fahrzeugfolgemodell von Wiedemann (1999).

Sie können folgende Parameter auswählen:

Parameter Einheit Beschreibung

CC0

m

Stillstandsabstand: Wunsch-Stillstandsabstand zweier Fahrzeuge. Ohne stochastische Verschmierung.

Das Verhalten stromaufwärts von statischen Hindernissen können Sie mit dem Attribut Stillstandsabstand für statische Hindernisse festlegen (Fahrverhaltensparameter Folgeverhalten bearbeiten).

CC1

s

Folgezeitlücken-Verteilung: Zeitverteilung, aus der die Nettozeitlücke in Sekunden gezogen wird, die ein Fahrer zusätzlich zum Stillstandsabstand einhalten möchte.

Bei einer Geschwindigkeit v wird der Wunschsicherheitsabstand berechnet als:

dxsafe = CC0 + CC1 • v

Bei hoher Auslastung bestimmt diese Verteilung maßgeblich die Kapazität.

CC2

m

Folgeabstand-Oszillation: Maximale Entfernung, die ein Fahrer zusätzlich zum Wunschsicherheitsabstand zum vorausfahrenden Fahrzeug zulässt, bevor er bewusst aufrückt.

Bei beispielsweise 10 m oszilliert der Abstand zwischen:

dxsafe und dxsafe + 10 m

Der Standardwert von 4 m führt zu einem stabilen Folgeverhalten.

CC3

s

Wahrnehmungsschwelle für Bremsen: Abstand in Sekunden vor dem (ungebremsten) Erreichen des maximalen Folgeabstands zu einem langsameren Vorderfahrzeug zu Beginn des Verzögerungsvorgangs (negative Zahl).

CC4

m/s

Negative Geschwindigkeitsdifferenz: Untere Grenze für die Relativgeschwindigkeit zum langsameren Vorderfahrzeug während des Folgevorgangs (negativer Wert).

Niedrigere Absolutwerte bewirken eine engere Kopplung an die Geschwindigkeit des vorausfahrenden Fahrzeugs.

CC5

m/s

Positive Geschwindigkeitsdifferenz: Grenze für die Relativgeschwindigkeit zum schnelleren Vorderfahrzeug während des Folgevorgangs (positiver Wert).

Empfohlener Wert: Absolutwert von CC4

Niedrigere Werte bewirken eine engere Kopplung an die Verzögerung des vorausfahrenden Fahrzeugs.

CC6

1/(m • s)

Einfluss Entfernung auf Oszillation: Einfluss des Abstandes auf die Grenzen der Relativgeschwindigkeit während des Folgevorgangs:

  • Wert 0: Die Grenzen sind unabhängig vom Abstand.
  • Größere Werte: Die Grenzen nehmen mit zunehmendem Abstand zu.

CC7

m/s2

Beschleunigung bei Oszillation: Oszillation der Beschleunigung während des Folgevorgangs.

CC8

m/s2

Beschleunigung aus Stillstand: Beschleunigung aus dem Stillstand. Wird begrenzt durch die Wunschbeschleunigungsfunktionen und Maximalbeschleunigungsfunktionen, die dem Fahrzeugtyp zugeordnet sind.

CC9

m/s2

Beschleunigung bei 80 km/h: Beschleunigung bei 80 km/h, wird begrenzt durch die Wunschbeschleunigungskurven und Maximalbeschleunigungskurven, die dem Fahrzeugtyp zugeordnet sind.

 

Hinweise:  

  • Zwischen 0 km/h und 80 km/h verläuft die Beschleunigung linear, über 80 km/h bleibt sie auf dem Wert CC9. Zu dem aus CC8 und CC9 ermittelten Wert wird z addiert: z = Wert aus dem Intervall [0,1], normalverteilt um 0.5 mit einer Standardabweichung von 0.15.

Für Fahrzeuge der Kategorie Lkw wird diese Summe anschließend halbiert.

Die resultierende Beschleunigung wird nach oben begrenzt durch die dem Fahrzeugtyp zugeordneten Funktionen für Maximalbeschleunigung und Wunschbeschleunigung (Beschleunigungsfunktionen und Verzögerungsfunktionen definieren). Die Funktion für Maximalbeschleunigung kann durch die aktuelle Steigung der Strecke modifiziert sein.

Die tatsächliche Beschleunigung des Fahrzeugs kann geringer sein als dieses Ergebnis, wenn freie Beschleunigung nicht sinnvoll ist, beispielsweise, wenn das Fahrzeug seine Wunschgeschwindigkeit schon fast erreicht hat oder ein langsameres Vorderfahrzeug wahrnimmt.

Die Veränderung der Beschleunigung gegenüber dem letzten Zeitschritt ist zusätzlich limitiert durch die Ruckbegrenzung (Fahrverhaltensparameter Folgeverhalten bearbeiten).

  • Die Einheiten der Wiedemann 99 Modellparameter können nicht verändert werden. Die Einheiten sind unabhängig von den Netzeinstellungen für Einheiten in den Basisdaten.

Sättigungsverkehrsstärke mit Wiedemann 99 Modellparametern definieren

Die Sättigungsverkehrsstärke ist die Anzahl der Fahrzeuge, die einen Streckenabschnitt in einer Stunde ungehindert passieren kann. Einflüsse durch LSA und Staus werden nicht berücksichtigt. Die Sättigungsverkehrsstärke hängt von weiteren Parametern ab, beispielsweise der Geschwindigkeit, dem Lkw-Anteil oder der Anzahl der Fahrstreifen.

Im Fahrzeugfolgemodell Wiedemann 99 hat der Parameter CC1 einen wesentlichen Einfluss auf den Sicherheitsabstand und damit auf die Sättigungsverkehrsstärke. Die unten beispielhaft abgebildeten Szenarien basieren auf folgenden Annahmen:

  • Fahrzeugfolgemodell Wiedemann 99 mit Standard-Parametern, mit Ausnahme von CC1, der entlang der x-Achse variiert wird
  • ein Zeitschritt pro Simulationssekunde

Die Haupteigenschaften der folgenden Kurven sind:

Szenario

Rechtsfahrgebot

Fahrstreifen

v Kfz*

v Lkw*

% Lkw

99-1

nein

2

80

n.a.

0%

99-2

nein

2

80

85

15%

99-3

ja

2

80

n.a.

0%

99-4

ja

2

80

85

15%

99-5

ja

2**

120

n.a.

0%

99-6

ja

2

120

85

15%

* wie Vissim-Standardeinstellung

** Fahrstreifen 2 für Lkw-Verkehr gesperrt

Hinweis: Die Kurven zeigen beispielhaft berechnete Sättigungsverkehrsstärken. Für andere Verkehrsnetze ergeben sich Kurven mit anderen Werten.

 

Beispiel: Graphen der Sättigungsverkehrsstärke Szenario 99-1 bis 99-6

Horizontale x-Achse: Variation CC1: 0.1 bis 1.5

Vertikale y-Achse: Fzg/h/Fahrstreifen