Empfundene Reisezeit

ERZ [min] =

Fahrzeit im Fzg • FakFZ (in)direktes Fahrtverlauf-Attribut

+ ÖV-Zusatz-Fahrzeit FakXZ (in)direktes VSys-Attribut

+ Zugangszeit FakZZ

+ Abgangszeit FakAZ

+ Gehzeit • FakGZ

+ Startwartezeit • FakSZ

+ Umsteigewartezeit FakUZ

+ Umsteigehäufigkeit • FakUH

+ Anzahl Betreiberwechsel • FakOC

+ Erweiterter Widerstand • Faktor

Anmerkungen
  • ÖV-Zusatz-Fahrzeit

Die in ÖV-Zusatz-Verkehrssystemen verbrachte Fahrzeit geht als eigene Kenngröße in die ERZ ein und kann mit einem beliebigen Verkehrssystem-Attribut gewichtet werden. Sie wird auch als Kenngröße benötigt.

  • Modellierung von Bonus und Malus

Um etwa bekannte Auslastungseffekte (zum Beispiel keine Sitzplatzgarantie) oder andere Aspekte (zum Beispiel Komfort) einer Linie zu modellieren, kann die Fahrzeit mit einem beliebigen Attribut des Fahrtverlaufs oder die ÖV-Zusatz-Fahrzeit mit einem Attribut des Verkehrssystems multipliziert werden.

  • Umsteigehäufigkeit

In die Berechnung der Umsteigehäufigkeit fließen ÖV-Linie und ÖV-Zusatz gleichwertig ein. Besteht zwischen zwei Fahrten eine Durchbindung, wird der Wechsel zwischen diesen Fahrten nicht als Umsteigevorgang gewertet (Zwangsbindungen).

Auch bei Ringlinien, bei denen Starthaltepunkt gleich Endhaltepunkt ist, wird die Weiterfahrt über den Endhaltepunkt hinaus nicht als Umsteigen gewertet (Anwendung: Ringlinie einfügen).

  • Anzahl Betreiberwechsel

Betreiberwechsel können durch ÖV-Zusatz-Teilwege nicht anfallen.

Startwartezeit

Die Startwartezeit SZ kann dabei aus der Bedienungshäufigkeit aller Verbindungen über folgende Formel berechnet werden.

SZ = A • (Umlegungszeitraum / Bedienungshäufigkeit)E

  • Mit A = 0,5 und E = 1 entspricht die Startwartezeit der halben mittleren Fahrzeugfolgezeit.
  • Mit A = 1,5 und E = 0,5 ergibt sich eine Wurzelfunktion, die eine bessere Fahrplankenntnis des Fahrgastes bei niedriger Bedienungshäufigkeit unterstellt.

Die Startwartezeit ist für alle Verbindungen einer Quelle-Ziel-Beziehung gleich. Ihre Einbeziehung in die ERZ wirkt daher lediglich wie ein konstanter Zuschlag. Die Ausgabe der SZ in einer Kenngrößenmatrix kann dagegen für die Netzanalyse sinnvoll sein.

Umsteigewartezeit

Die Umsteigewartezeit modelliert nahtlose Umstiege in der Zeit null oder etwas über null.

Die erweiterte Umsteigewartezeit modelliert, dass Umstiege nicht dann ideal sind, wenn sie in Zeit null (oder knapp darüber) ablaufen, sondern wenn sie sich im Bereich weniger Minuten bewegen. Auch viele Fahrplan-Auskunftssysteme bieten keine Verbindungen an, die „nahtlose“ Anschlüsse enthalten.

Mit der erweiterten Umsteigewartezeit haben Sie auch in Visum die Möglichkeit, zu knappe Umstiege zu bestrafen. Hierzu wird eine nichtlineare Funktion benutzt, die abhängig von der vom Benutzer eingestellten idealen Umsteigewartezeit eine gewichtete Wartezeit errechnet, die dann in die empfundene Reisezeit eingeht. Die erweiterte Umsteigezeit kann anstelle der normalen Umsteigewartezeit in die ERZ-Berechnung eingehen, aber auch als eigene Kenngröße herausgeschrieben werden.

Die verwendete Gewichtungsfunktion f hat folgende Gestalt.

  • Als Argument erhält sie die tatsächliche Umsteigewartezeit t, also die Zeit, die zwischen Ankunft des Fahrgasts am Haltepunkt und der Abfahrt der Fahrplanfahrt vergeht.
  • Die gewichtete Wartezeit f(t) ist dann definiert als
  • (t - t0)n + c, falls t < t1, und
  • f(t) = t, falls  t1.

t1 und c ergeben sich aus den Randbedingungen f(t1) = t1 und f'(t1) = 1, also aus der differenzierbaren Verknüpfung beider Funktionsteile an der Stelle t1.

  • Entscheidend ist, dass t0 die als ideal angesehene Umsteigewartezeit ist. Für die erweiterte Umsteigewartezeit darf diese Größe von der benötigten Gehzeit abhängen und ist deshalb folgendermaßen zu parametrisieren:

Faktor mal Gehzeit plus Konstante

Durch die polynomiale Gestalt von f ist die gewichtete Wartezeit f(t) genau an der Stelle t = t0 am geringsten.

Um t0 herum steigt f(t) symmetrisch an.

Bei steigendem t nähert sich die Funktion f(t) der linearen Asymptote t an.

  • Beispiel

Standardmäßig ist n = 2 und t0 = 5.

Aus diesen Parametern ergibt sich durch die Randbedingungen f(t1) = t1 und f'(t1) = 1, dass t1 = 5.5 und c = 5.25.

  • Findet ein Umstieg in Zeit t = 0 statt, wird folgende Gewichtung errechnet, das heißt ein sehr hoher Strafterm:

f(0) = t02 + c = 25 + 5,25 = 30,25

  • Bei einem Umstieg in Zeit t = 3 ergibt sich schon ein bedeutend günstigerer Wert:

f(3) = (3 - t0)2 + c = 22 + 5,25 = 9,25

  • Bei einem Umstieg in Zeit t = 5 wird das Optimum erreicht:

f(5) = (5 - t0)2 + c = 02 + 5,25 = 5,25

  • Steigt t weiter an, wird die Gewichtung wieder schlechter, zum Beispiel bei = 10:

f(10) = (10 - t0)2 + c = 25 + 5,25 = 30,25