Netzvereinigung

Die Netzvereinigung ermöglicht den Vergleich zweier Verkehrsnetze und die Anzeige der Differenz. Bei der Netzvereinigung können beliebige Netze miteinander kombiniert werden. Anschließend stehen Ihnen jedoch nur noch Auswertefunktionen, aber kaum noch Bearbeitungsfunktionen zur Verfügung.

Anwendungsfälle für die Netzvereinigung

Bei der Projektbearbeitung möchten Sie die Unterschiede zwischen zwei Visum-Modellen ermitteln. Gelegentlich entstehen zu einem Projekt zwei verschiedene Versionsdateien (zum Beispiel für verschiedene Szenarien) und Sie möchten im Nachhinein nachvollziehen, worin sich die beiden Modelle unterscheiden.

Zwei Varianten eines Modells unterscheiden sich typischerweise dadurch, dass einige Netzobjekte bei manchen Attributen unterschiedliche Werte tragen. Wenn Sie in zwei Versionsdateien beispielsweise unterschiedliche Ausbaustände desselben Netzes modellieren, gibt es zum Beispiel Abweichungen in den Attributen Anzahl Fahrstreifen und Kapazität IV für einige Strecken. Zusätzlich können Netzobjekte in nur einem der beiden Modelle enthalten sein und im anderen ganz fehlen. Wenn das eine der beiden Modelle beispielsweise einen Planfall mit einer zusätzlichen Umgehungsstraße enthält, fehlen die zugehörigen Strecken im anderen Modell.

Die nachfolgenden Abbildungen zeigen beide Fälle. Netz 1 enthält gegenüber Netz 2 eine Strecke mehr, außerdem unterscheiden sich die Strecken in den Attributen VSysSet und v0IV.

Abbildung 51: Für das Vereinigungsnetz verwendetes Netz 1

Abbildung 52: Für das Vereinigungsnetz verwendetes Netz 2

Das Vereinigungsnetz

Die beiden zu vergleichenden Modelle, Netz 1 und Netz 2, müssen als Versionsdateien vorliegen. Wenn Sie beide Versionsdateien im Netzvereinigungsmodus öffnen, zeigt Visum ein so genanntes Vereinigungsnetz an. Das Vereinigungsnetz wird konstruiert, indem zunächst alle Objekte identifiziert werden, die in beiden Modellen vorkommen. Zwei Objekte gelten in diesem Sinn als gleich, wenn ihre Schlüsselattribute identisch sind. Auch Pflichtverweise auf andere Netzobjekte (zum Beispiel bei Strecken die Schlüssel von Von- und Nach-Knoten) müssen übereinstimmen. Über diese Schnittmenge der Netzobjekte hinaus werden auch diejenigen Objekte ins Vereinigungsnetz aufgenommen, die nur in einem der beiden Modelle vorkommen. Dies ist der wesentliche Unterschied zum Versionsvergleich. Der hierfür in Kauf zu nehmende Nachteil ist die eingeschränkte Editierbarkeit.

Zusätzlich wird für jedes Netzobjekt ein berechnetes Attribut DIFFNET angelegt, das den Status des Netzobjekts wiedergibt.

  • in Netz 1: Netz 1 enthält das Objekt, aber nicht Netz 2
  • in Netz 2: Netz 2 enthält das Objekt, aber nicht Netz 1
  • unterschiedlich: Netz 1 und Netz 2 enthalten das Objekt, dabei hat mindestens 1 Attribut unterschiedliche Werte in beiden Netzen
  • gleich: Netz 1 und Netz 2 enthalten das Objekt, alle Attributwerte sind in beiden Netzen identisch
  • in keinem Netz: das Objekt existiert nur im Vereinigungsnetz und hat keine Attributwerte.

Beispiel: Ein Abbieger zwischen einer Strecke aus Netz 1 und einer aus Netz 2. Solche Objekte werden in seltenen Fällen erzeugt, damit das Vereinigungsnetz ein zulässiges Visum-Netz ist. Sie haben keine reale Entsprechung und besitzen keine Attributwerte.

Für jedes Attribut (Visum-Attribute und benutzerdefinierte Attribute) aus Netz 1 oder Netz 2 wird im Vereinigungsnetz ein nicht-editierbares Attribut mit den folgenden Eigenschaften angelegt:

  • Das Attribut hat identische Eigenschaften wie in Netz 1 oder Netz 2.
  • Das Attribut hat ein Subattribut mit den Ausprägungen Netz1, Netz2 und Differenz. Netz1 und Netz2 geben den Attributwert aus dem jeweiligen ursprünglichen Netz aus, sofern das Objekt dort existiert, andernfalls wird der Wert 0 oder ein Leereintrag angenommen.
  • Der Subattributwert Differenz dient zur Ausgabe der Differenz und hat folgende Werte:
  • für numerische Attribute die Differenz der Attributwerte aus Netz 1 und Netz 2
  • für stringwertige Attribute bei Gleichheit den String „==“, bei Abweichung „< >“, bei Objekten, die in einem der Netze nicht enthalten sind, einen Leereintrag

Hinweis: Existiert in Netz 1 und Netz 2 ein benutzerdefiniertes Attribut mit gleicher ID, aber unterschiedlichen Wertebereichen, so werden Wertebereich und Attributwert aus Netz 1 übernommen. Für Objekte mit Koordinaten werden für die Anzeige im Netz die Koordinatenwerte aus Netz 1 übernommen.

Hinweis: Die Netzvereinigung ignoriert folgende Objekte und Einstellungen:

  • Objekte der Knotengeometrie/-steuerung
  • die gesamte Nachfragebeschreibung (Matrizen, Ganglinien)
  • alle Wegeinformationen
  • Analyseperioden und -horizonte
  • Filter
  • Umläufe
  • Grafikparameter

Abbildung 53 zeigt das Vereinigungsnetz von Netz 1 (Abbildung 51) und Netz 2 (Abbildung 52).

 

Abbildung 53: Vereinigungsnetz aus Netz 1 und Netz 2

Sie sehen in der Netzansicht des Vereinigungsnetzes, dass die Strecke unten links in Netz 2 eine um 20 km/h niedrigere Geschwindigkeit aufweist und sich im VSysSet unterscheidet. Die Strecke unten rechts ist dagegen in beiden Netzen identisch.

Besonderheit: Analysezeitintervalle

Sofern die Analysezeitintervalle in Netz 1 und Netz 2 übereinstimmen (ID und Intervallgrenzen), werden gleiche Intervalle auch im Vereinigungsnetz angelegt. Sind die Intervalle nicht völlig gleich, werden im Vereinigungsnetz keine Intervalle angelegt. Die Übereinstimmung der Analyseperioden und -horizonte wird nicht überprüft. Attributwerte, die sich auf unterschiedliche Analyseperioden oder -horizonte in Netz 1 und Netz 2 beziehen, werden trotzdem übernommen.