Querverkehrsstörung Beispiel 3: Zweistreifiger Kreisverkehr mit zweistreifiger Zufahrt
Für die Modellierung einer Kreisverkehrzufahrt sind mehrere Paare von Querverkehrsstörungen notwendig. Diese haben unterschiedliche Aufgaben. Pkw, Lkw und Busse verfügen über ein unterschiedliches Beschleunigungsverhalten und unterschiedliche Fahrzeuglängen. Deshalb müssen diese Fahrzeuge getrennt betrachtet werden.
In den folgenden vier Abbildungen Schritt 1 bis Schritt 4 werden die Querverkehrsstörungen anhand ihrer Aufgaben dargestellt. Für ein besseres Verständnis finden Sie Nummern in den Abbildungen im Text wieder. Damit können Sie im Text die zugehörigen Attribute zuordnen. Die verwendeten Werte für die Zeitlücken, Mindestweglücken und die maximalen Geschwindigkeiten sind im Rahmen von Forschungsarbeiten ermittelt worden und bieten deshalb für die meisten Anwendungen eine gute Basis für die Modellierung.
Platzieren Sie Querverkehrsstörungen nach folgenden Kriterien:
- Platzieren Sie den roten Balken (gestörter Querschnitt) auf die Haltlinie der wartepflichtigen Strecke. Dies ist die typische Warteposition von Fahrzeugen. Falls mehr als ein grüner Balken (störende Querschnitte) für diese Haltlinie gilt, müssen Sie dafür mehrere grüne Balken platzieren und nicht separate Paare von Querverkehrsstörungen.
- Platzieren Sie grüne Balken der Mindestweglücken kurz vor der Einmündung der Verbindungsstrecke in die Kreisfahrbahn. Dadurch wird ausgeschlossen, dass ein wartepflichtiges Fahrzeug auf sich selbst wartet. Dadurch würde die Kapazität des Kreisverkehrs drastisch reduziert werden.
- Platzieren Sie grüne Balken der Zeitlücken in etwa demselben Abstand zur Konfliktfläche wie die zugehörigen roten Balken.
Schritt 1: Fahrstreifen 1 absichern
Zunächst werden die einfahrenden Fahrzeuge des Fahrstreifens 1 gegen den Verkehr im Kreisverkehr abgesichert.
Das Bild zeigt die Querverkehrsstörungen für den zweistreifigen Kreisverkehr und der zweistreifigen Zufahrt (1), (2):
t |
Zeitlücke |
x |
Mindestweglücke |
v |
Maximale Geschwindigkeit |
|
Gestörter Querschnitt |
|
Störender Querschnitt |
Alle 3 hier beschriebenen Querverkehrsstörungen gehören zur gleichen Haltlinie. Die Haltlinie hat damit 3 störende Querschnitte.
Wählen Sie unterschiedliche Positionen für Zeitlücke und Mindestweglücke. Damit erreichen Sie ein realistischeres Fahrverhalten: Wenn sich ein im Kreisverkehr fahrendes Fahrzeug mit mindestens 14 km/h bewegt, kann ein einfahrendes Fahrzeug bereits anfahren, auch wenn sich der Kreisfahrer noch auf der Konfliktfläche befindet. Daraus ergeben sich die ersten beiden Paare von Querverkehrsstörungen (Nr.1 und 2), gültig für alle Fahrzeugklassen:
Nr. 1 sichert die Konfliktfläche für langsamen Verkehr und Stau im Kreisverkehr (Mindestweglücke).
Nr. 2 liefert die Bedingungen für normal fließenden Verkehr (Zeitlücke).
Da einfahrende Fahrzeuge auf Fahrstreifen 1 auch durch Verkehr auf der inneren Kreisfahrbahn beeinträchtigt werden, wird zusätzlich noch eine Querverkehrsstörung mit kleiner Zeitlücke für die innere Kreisfahrbahn (Nr. 3) benötigt, ebenfalls gültig für alle Fahrzeugklassen.
Schritt 2: Lkw gegen einfahrende Fahrzeuge absichern
Die bisher eingegeben Querverkehrsstörungen sind für alle Fahrzeugklassen gültig. Für den Fall, dass ein langes Fahrzeug die Konfliktfläche im Kreisverkehr passiert, ist es nicht ausreichend, nur auf solche Fahrzeuge zu achten, die langsamer als 14 km/h sind. Damit einfahrende Fahrzeuge nicht seitlich in einen Lkw hineinfahren, muss zusätzlich zu den vorhandenen Querverkehrsstörungen eine weitere Querverkehrsstörungen (Nr. 4) auf die gleiche Position wie Nr. 1-3 positioniert werden. Diese Querverkehrsstörung darf nur lange störende Fahrzeuge berücksichtigen. Im Beispiel sind dies Lkw und Busse.
Nun müssen noch in den Kreisverkehr einfahrende Fahrzeuge berücksichtigt werden, die ein geringeres Beschleunigungsvermögen als Pkw haben. Zu diesem Zweck wird Querverkehrsstörung Nr. 5 verwendet. Diese benötigt im Gegensatz zu den vorhandenen Querverkehrsstörungen, eine neue, eigene Haltlinie, da sie nur für die Fahrzeugklassen Lkw und Bus gilt. Sie wird an der Stelle positioniert, an der sich Nr. 2 befindet. Querverkehrsstörung Nr. 5 muss über eine höhere Zeitlücke von 3.6 s verfügen.
4 |
grün = Lkw/Bus |
5 |
rot = Lkw/Bus |
t |
Zeitlücke |
x |
Mindestweglücke |
v |
Maximale Geschwindigkeit |
|
Gestörter Querschnitt |
|
Störender Querschnitt |
Schritt 3: Querverkehrsstörungen für den linken einfahrenden Fahrstreifen
Wie schon beim rechten Fahrstreifen erfolgt zunächst die allgemeine Absicherung für alle Fahrzeugklassen mit Hilfe der Zeitlücke und der Mindestweglücke. Da in diesem Fall jedoch zwei Fahrstreifen zu beachten sind, müssen entsprechend vier Paare von Querverkehrsstörungen angelegt werden: Nr. 6 und 7 für die äußere und Nr. 8 und 9 für die innere Kreisfahrbahn. Alle 4 störenden Querschnitte gehören zu demselben gestörten Querschnitt.
Für die innere Kreisfahrbahn (Nr. 9) müssen infolge der größeren Entfernung vom Einfahrquerschnitt geringfügig höhere Werte für die Zeitlücken gelten.
Schritt 4: Querverkehrsstörungen für spezielle Fahrzeugklassen
10 |
grün = Lkw/Bus |
11, 12 |
rot = Lkw/Bus |
Abschließend folgen die Querverkehrsstörungen für spezielle Fahrzeugklassen:
Wie bereits für Fahrstreifen 1 müssen zunächst lange Fahrzeuge besonders abgesichert werden:
- Nr. 10 wird zusätzlich eingefügt für denselben gestörten Querschnitt wie Nr. 6-9.
- Für die einfahrenden Lkw und Busse Nr. 11 und 12, separat eingefügt für einen weiteren gestörten Querschnitt. Auch hier gelten für die innere Kreisfahrbahn geringfügig höhere Werte für die Zeitlücke.
Übergeordnetes Thema:
Querverkehrsstörungen modellieren
Beispiele für Querverkehrsstörungen
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