Attribute von Konfliktflächen

Die Attribute einer Konfliktfläche beeinflussen das Fahrverhalten für jedes Fahrzeug, das sich der Konfliktfläche nähert. Deshalb kann ein Fahrzeug in einer gegebenen verkehrlichen Situation seine Absichten und damit sein Fahrverhalten ändern. Die sich daraus ergebende Situation kann von den definierten Attributwerten abweichen. Dies gilt insbesondere für die resultierenden Lücken vor und hinter zwei Fahrzeugen.

Alle Attribute und Attributwerte von Konfliktflächen können Sie in der Liste der Netzobjekte des Netzobjekttyps Konfliktflächen bearbeiten (Listen öffnen), (Zellen in Listen auswählen).

Hinweis: Sie können in Listen über das Symbol  Attribute auswählen Spalten mit Attributwerten anzeigen und ausblenden (Attribute und Subattribute für Spalten einer Liste auswählen).

1.  Nehmen Sie die gewünschten Einstellungen vor:

Element Beschreibung

Nr

Eindeutige Nummer

StreckeA,

StreckeB

Strecke A, Strecke B: Nummer und Name der Strecke, auf denen sich die Konfliktfläche befindet

SichtbStreckeA,

SichtbStreckeB

Sichtbarkeit Strecke A, Sichtbarkeit Strecke B: Maximale Entfernung in Meter, aus der ein sich näherndes Fahrzeug die Fahrzeuge auf der anderen Strecke wahrnehmen kann. Solange ein Fahrzeug auf einer nicht bevorrechtigten Strecke noch weit entfernt ist von der Konfliktfläche, plant es, möglichst nahe vor der Konfliktfläche anzuhalten. Vermeiden Sie Werte < 1 m, damit das Fahrzeug nicht dauerhaft stehen bleibt.

In der Abbildung hat das blaue Fahrzeug unten auf Strecke B die Stelle erreicht, von der es volle Einsicht in das Geschehen hinter dem blauen Gebäude auf Strecke A und das rote Fahrzeug links hat. Damit ist die Sichtweite für Strecke 2 = dL2.

Status

Bezeichnung der Vorfahrtsregelung entsprechend der Farben:

  • A hat Vorfahrt: Strecke A Grün - Strecke B Rot
  • B hat Vorfahrt: Strecke A Rot - Strecke B Grün
  • Unbestimmt: Strecke A Rot - Strecke B Rot, für Verzweigungen, damit Fahrzeuge einander wahrnehmen können. Ohne Vorfahrtsregelung, da sich die ursprüngliche Reihenfolge der Fahrzeuge nicht ändert.
  • Passiv: Strecke A Gelb - Strecke B Gelb, passive Konfliktfläche ohne Vorfahrtsregelung

LüVornStd

LüVorn

Lücke vorn (Standard):

  • Für den Typ Einmündung und den Typ Kreuzung: Mindestzeitlücke in Sekunden zwischen dem hinteren Ende eines Fahrzeugs im Hauptstrom und dem vorderen Ende eines Fahrzeugs im Nebenstrom. Standardwert 0.5 Sekunden. Damit das vorfahrtgewährende Fahrzeug die Mindestzeitlücke einhält, bremst es beim Annähern ab und bleibt vor der Konfliktfläche stehen, solange das bevorrechtigte Fahrzeug vor oder in der Konfliktfläche ist. Sobald das bevorrechtigte Fahrzeug die Konfliktfläche verlassen hat, kann das vorfahrtgewährende Fahrzeug einfahren und beachtet die Lücke vorn nicht mehr.
  • Die Mindestzeitlücke LüVorn kann in der rechten Liste Zeitlücken je Fahrzeugklasse eingegeben werden.

Die Abbildung unten zeigt die aktuelle Situation (die nicht transparenten Fahrzeuge stromaufwärts) und die zukünftige Situation (die halb transparenten Fahrzeuge stromabwärts). In der zukünftigen Situation hat das Fahrzeug im Hauptstrom die Konfliktfläche gerade verlassen. Bis zu diesem Zeitpunkt wird als Lücke vorn die Zeit bewertet, die das Fahrzeug des Nebenstroms benötigt, um die leere Konfliktfläche zu erreichen (hier: 0.5 s).

LüHintStd

LüHint

Lücke hinten (Standard): nur für Typ Kreuzung:

  • Mindestzeitlücke in Sekunden zwischen dem hinteren Ende eines Fahrzeugs im Nebenstrom und dem vorderen Ende eines Fahrzeugs des Hauptstroms. Dies ist die Zeit, die gewährleistet sein muss, wenn ein vorfahrtgewährendes Fahrzeug die Konfliktfläche verlassen hat, bevor ein vorfahrtberechtigtes Fahrzeug die Konfliktfläche befährt. Standardwert 0.5 Sekunden. Die Konfliktfläche nimmt Fahrzeuge mindestens bis zu einer Entfernung von 100 m wahr. Diese Entfernung wird berechnet aus einer Konstante von 5 s und der Geschwindigkeit des Fahrzeugs.
  • Die Mindestzeitlücke kann in der rechten Liste Zeitlücken je Fahrzeugklasse eingegeben werden.

Die Abbildung zeigt die aktuelle Situation (die dunkleren Fahrzeuge stromaufwärts) und die zukünftige Situation (die helleren, halb transparenten Fahrzeuge stromabwärts), wenn das Fahrzeug im Hauptstrom die Konfliktfläche erreicht hat. Als Lücke hinten wird dann die Zeit bewertet, die vergangen ist, nachdem das Fahrzeug des Nebenstroms die Konfliktfläche verlassen hat (hier: 0.7 Sekunden).

MinLückeBlockStd

MinLückeBlock

Mindestlücke bei Blockade (Standard): gilt nur, wenn das Attribut Blockieren des bevorrechtigten Stroms vermeiden nicht ausgewählt ist und somit ein wartepflichtiges Fahrzeug die Konfliktfläche befahren und den bevorrechtigten Strom blockieren kann:

  • Standard-Mindestzeitlücke für das wartepflichtige Fahrzeug für die Einfahrt vor dem bevorrechtigten Fahrzeug. Die Mindestlücke bei Blockade (Standard) wird für alle Fahrzeuge verwendet, die nicht Teil einer Fahrzeugklasse sind, für die eine klassenspezifische Zeitlücke definiert ist. Standardwert 3.0 s
  • Die Mindestlücke bei Blockade kann in der rechten Liste Zeitlücken je Fahrzeugklasse eingegeben werden.

Fußgänger bestimmen mit dem Attribut Mindestlücke bei Blockade, ob sie die Konfliktfläche vor einem bevorrechtigten Fahrzeug betreten.

MesoGrenzzeitl

Meso-Grenzzeitlücke: Bearbeiten Sie diesen Wert in der Liste Meso-Abbiegekonflikte oder in der gekoppelten Liste Knoten - Meso-Abbiegekonflikte (Attribute von Meso-Abbiegekonflikten), (Attribute von Knoten).

FaktSichAbst

Faktor Sicherheitsabstand: nur für Typ Einmündung: Der Faktor wird mit dem normalen Wunsch-Sicherheitsabstand eines Fahrzeugs im Hauptstrom multipliziert und dient der Ermittlung des Mindestabstands, den ein Fahrzeug des wartepflichtigen Stroms einhalten muss, wenn es sich vollständig innerhalb der Konfliktfläche vom Typ Einmündung befindet.

Der Faktor Sicherheitsabstand kann in der rechten Liste Zeitlücken je Fahrzeugklasse eingegeben werden.

Die Abbildung unten zeigt identische Situationen mit unterschiedlichen Faktoren: oben = 1.0, unten = 0.5. Deshalb kann das blaue Fahrzeug (unten) noch einfahren, während das rote Fahrzeug (oben) anhalten muss.

Der relevante Teil des Sicherheitsabstands ist in der Abbildung gelb gekennzeichnet:

ZusHaltAbst

Zusätzlicher Halteabstand: nur für wartepflichtige Fahrzeuge oder Fußgänger relevant: Entfernung in Meter, an der Fußgänger oder Fahrzeuge stromaufwärts der Konfliktfläche warten müssen, wenn sie Vorfahrt gewähren müssen. Daraus ergibt sich, dass wartepflichtige Fahrzeuge oder Fußgänger weiter entfernt vom Konflikt anhalten müssen und deshalb eine längere Strecke zurücklegen, bis sie die Konfliktfläche passieren. Standardwert 0 m: Die Position der Haltlinie liegt in Fahrtrichtung unmittelbar stromaufwärts des Beginns der Konfliktfläche.

Der zusätzlicher Halteabstand beschreibt die Position stromaufwärts auf der Strecke, an der Fußgänger oder Fahrzeuge warten müssen, wenn sie Vorfahrt gewähren müssen. Sie können die Haltlinie stromaufwärts von der regulären Haltlinie der Konfliktfläche positionieren.

NachbFsBeacht

Nachbarfahrstreifen beachten:  Ist die Option ausgewählt, beachten an Einmündungen die einfahrenden wartepflichtigen Fahrzeuge die Fahrzeuge des Hauptstroms, die auf den konfliktierenden Fahrstreifen wechseln wollen. Berücksichtigt werden Fahrzeuge, die den Fahrstreifenwechsel bereits begonnen haben und auf den Fahrstreifen mit dem Konflikt wechseln möchten. Fahrzeuge, die den Fahrstreifenwechsel noch nicht bereits begonnen haben, werden nicht berücksichtigt.

Die Option reduziert die Simulationsgeschwindigkeit.

RoutBeacht

Routen beachten: Anteil wartepflichtiger Fahrzeuge, die die Routen der sich nähernden bevorrechtigten Fahrzeuge des Hauptstroms beachten, die stromaufwärts bereits abbiegen und so die Konfliktfläche nicht erreichen. Beispielsweise können Sie damit den Anteil der Fahrzeuge festlegen, die in der Realität in einen Kreisverkehr einfahren, weil sie auf Basis des gesetzten Blinkers des vorrangigen Fahrzeugs darauf vertrauen, dass dieses den Kreisverkehr verlässt, bevor es die Konfliktfläche erreicht. Wertebereich 0 bis 100 %, Standardwert 0 %

Auf nicht wartepflichtige Fußgänger wirkt das Attribut nicht. Für wartepflichtige Fußgänger gilt:

  • 100%: Alle wartepflichtigen Fußgänger beachten die Routen der sich nähernden bevorrechtigten Fahrzeuge des Hauptstroms.
  • < 100%: Wartepflichtige Fußgänger beachten nicht die Routen der sich nähernden bevorrechtigten Fahrzeuge des Hauptstroms.

BlockVermWart

Blockieren des wartepflichtigen Stroms vermeiden: Wenn ein vorfahrtberechtigtes Fahrzeug im ausgewählten Prozentsatz liegt, prüft dieses Fahrzeug den Raum stromabwärts von der Konfliktfläche und befährt die Konfliktfläche unter folgenden Voraussetzungen nicht:

  • wenn der Raum stromabwärts von der Konfliktfläche geringer ist, als die Summe aus eigener Fahrzeuglänge + 0.5 m und das blockierende Fahrzeug langsamer als 5 m/s und gleichzeitig langsamer als 75 % seiner Wunschgeschwindigkeit ist
  • wenn das Hindernis ein rotes Signal ist

BlockVermBevorr

Blockieren des bevorrechtigten Stroms vermeiden

  •  Ist die Option ausgewählt, befährt ein wartepflichtiges Fahrzeug die Konfliktfläche nicht und bleibt nicht darin stehen, wenn es die gesamte Konfliktfläche nicht in einen Zug durchfahren kann. Die Option ist standardmäßig ausgewählt. Für das wartepflichtige Fahrzeug wird das Attribut Mindestlücke bei Blockade nicht berücksichtigt.
  •  Ist die Option nicht ausgewählt, kann ein wartepflichtiges Fahrzeug die Konfliktfläche befahren und darin stehen bleiben, auch wenn es in einen folgenden Fahrstreifenkonflikt noch nicht einfahren kann, weil dieser durch ein bevorrechtigtes Fahrzeug blockiert wird. Dabei kann das wartepflichtige Fahrzeug den bevorrechtigen Strom blockieren. Für das wartepflichtige Fahrzeug wird das Attribut Mindestlücke bei Blockade berücksichtigt.

Beispiel: Sie modellieren eine lange Konfliktfläche zwischen einer Fahrzeugstrecke und einer sehr breiten Fußgängerstrecke mit vielen schmalen Fahrstreifen und Bevorrechtigung der Fußgänger. Deaktivieren Sie die Option, damit ein Fahrzeug die Fahrstreifenkonflikte nacheinander befahren und überfahren kann, ohne auf einen Zeitpunkt warten zu müssen, in dem es auf einen Zug die gesamte Konfliktfläche durchfahren kann, sowie mögliche weitere Konfliktflächen, die dicht dahinter liegen.

Das Netzobjekt verfügt über weitere Attribute, die Sie in der Attributliste anzeigen können. Darunter sind beispielsweise folgende:

Element Beschreibung
Konflikttyp automatisch ermitteln

KonflTypAutoErmt:

  •  Ist die Option ausgewählt, ermittelt Vissim den Konflikttyp automatisch und davon abhängig, ob sich Strecken kreuzen oder Verbindungsstrecken auf der Strecke beginnen oder enden.
  •  Ist die Option nicht ausgewählt, wird in der Attributliste das Feld in der Spalte Konflikttyp (manuell) nicht mehr schraffiert angezeigt und Sie wählen den Konflikttyp aus.
Konflikttyp (manuell)

KonflTypMan: Konflikttyp auswählen (Konfliktflächen verwenden):

  • Einmündung
  • Verzweigung
  • Kreuzung

Der Konflikttyp ist für alle Fahrstreifen einer Konfliktfläche gültig. Innerhalb der Konfliktfläche können keine unterschiedlichen Konflikttypen ausgewählt werden.

Abhängige Objekte als Relation anzeigen und bearbeiten

Die Attribute und Attributwerte dieses Netzobjekttyps werden in der linken Liste von zwei gekoppelten Listen angezeigt.

1.  Wählen Sie in der linken Liste den gewünschten Eintrag.

Die rechte Liste enthält Attribute und Attributwerte von Netzobjekten und/oder Basisdaten, die dem ausgewählten Netzobjekt in der linken Liste zugeordnet sind (Gekoppelte Listen verwenden):

  • Zeitlücken [s] definieren

Die Attribute sind oben beschrieben.