Aufbau des Basismodells
Die Konstruktion von ÖV-Linien erfordert ein Basismodell, dass sowohl die Infrastruktur als auch die Wunschnachfrage für den ÖV abbildet.
Infrastruktur
Das für den ÖV befahrbare Streckennetz ist Teil der Infrastruktur. Das Verfahren erzeugt auf diesem Streckennetz die Linienrouten und übernimmt die Fahrzeiten. Möchten Sie ein Linienkonzept für ein ÖV-Verkehrssystem erzeugen, muss die Befahrbarkeit und die Streckenfahrzeit der Strecken für dieses Verkehrssystem sichergestellt sein. Auch Abbiegeverbote, insbesondere auch U-Turns müssen korrekt modelliert sein.
Strecken, die für ein ÖV-Fuß Verkehrssystem freigegeben sind, werden auch als Fußweg von ÖV-Fahrgästen verwendet. Dies kann dazu führen, dass entlang dieser Strecken keine Linienrouten gebildet werden. Die Freigabe von Strecken für ÖV-Fuß sollte nur bewusst für Umsteigebeziehungen erfolgen. Die im Verfahren verwendete Umlegung berücksichtigt die Einstellungen zur maximalen Gehzeit und zur Suche innerhalb von Haltepunkten aus den allgemeinen Verfahrensparametern.
Die Haltepunkte sind ein weiterer Teil der Infrastruktur. Auch diese müssen schon im Modell vorhanden und für die relevanten Verkehrssysteme zulässig sein. Haltepunkte, an denen eine Linie beginnen oder enden kann, müssen über ein beliebiges Attribut gekennzeichnet werden. Diese terminalen Haltepunkte bilden später im Verfahren die Start- und Endpunkte der erzeugten Linienrouten. Für die Berechnung der Routenfahrzeit müssen bei allen Haltepunkten die Haltezeit angegeben sein.
Die Häufigkeit der Bedienung kann über beliebige Attribute an den Haltepunkten gesteuert werden. So können beispielsweise Vorgaben aus dem Nahverkehrsplan umgesetzt werden, um eine Mindestanzahl an Bedienungen vorzugeben, obwohl die hinterlegte Nachfrage dies nicht rechtfertigen würde. Auf der anderen Seite ist es sinnvoll, gegebenenfalls die maximale Anzahl an Fahrten an einem Haltepunkt aus Kapazitätsgründen zu begrenzen.
Nachfrage
Zur Bildung und Bewertung der Linienkonzepte ist die Berücksichtigung der Nachfrage entscheidend. Dabei ist zu beachten, dass nicht die aktuelle ÖV-Nachfrage heranzuziehen ist, denn dadurch ergibt sich eine Rückkopplung zum bestehenden Angebot, weil die aktuelle ÖV-Nachfrage vor allem auf den Relationen stark ist, auf denen derzeit ein gutes Angebot betrieben wird. Fehlende aktuelle Nachfrage kann also durch unzureichendes ÖV-Angebot entstanden sein. Personen, die ihr Ziel zu Fuß erreichen, sollten nicht in die Nachfrage mit einbezogen werden. Sie erhöhen die Berechnungszeit und im Nachfragemodell würden sie wieder zu Fußgängern werden. Bei der berücksichtigten Nachfrage sollte es sich daher um einen Anteil an der Gesamtnachfrage abzüglich des nicht motorisierten Individualverkehrs handeln. Durch die Wahl des Anteils ist somit die Erstellung eines Verkehrsangebots für einen vorgegebenen Modal Split möglich.
Die Nachfrage muss entsprechend der im Netz vorhandenen Bezirkseinteilung aggregiert und angebunden sein. Der Zeitbezug der Nachfrage muss dem Umlegungszeitraum entsprechen.
Die Auswahl des Zeitbereichs definiert das generierte Angebot. Eine Nachfrage für die Spitzenstunde wird ein Angebot für die Spitzenstunde erzeugen. Da für den Fahrgast eine gleichbleibende Linienführung wünschenswert ist, sollte die Linienkonstruktion und Taktberechnung auf Basis der Nachfrage für die Hauptbetriebszeit (beispielsweise 5 bis 19 Uhr) durchgeführt werden. Für die Anpassung des Angebots an Sonn- und Feiertagen wird im Verfahren in einem zweiten Schritt nur noch der Berechnungsschritt Takte berechnen auf der entsprechenden Nachfrage durchgeführt.
Bestehendes Verkehrsangebot berücksichtigen
Das Linienvorschlagsverfahren kann optional das bestehende Verkehrsangebot berücksichtigen. Die Angebotsplanung erfolgt immer aus der Perspektive des Netzzusammenhangs. Das heißt, dass auch das Verkehrsangebot anderer Betreiber, das den Fahrgästen zur Verfügung steht, bei der Angebotserstellung berücksichtigt werden muss. Angebot, beispielsweise des Fernverkehrs, wird bei der städtischen Angebotsplanung nicht geändert, muss aber im Netzzusammenhang mitberücksichtigt werden. Im Rahmen der städtischen Planung kann ein mehrstufiger Planungsprozess durchgeführt werden. Zunächst erfolgt beispielsweise die Planung des Tram-Angebots mit entsprechend angebundener Nachfrage. Im zweiten Schritt werden die Tramlinien fixiert, um die Planung des Busses als Zubringer zu realisieren.
Bestandslinien gelten als fixierte Linien. Es kann gewählt werden, ob nur ihr Linienverlauf fixiert oder auch ihr angegebener Takt als unveränderbar gilt. Das Angebot der Bestandslinien muss vereinfacht modelliert sein. Jede Linie trägt die Taktinformation und darf jeweils nur eine Linienroute und ein Fahrzeitprofil je Richtung besitzen. Diese Modellierung ist konsistent zu den im Verfahren erzeugten Linien.
Im Netz vorhandene Linien, die nicht als fixiert gekennzeichnet sind, werden vom Verfahren gelöscht.
Eine weitere Form der Berücksichtigung des bestehenden Verkehrsangebots ist das Konkurrenzangebot der anderen Verkehrsmodi. Ist die Reisezeit für die ideale ÖV-Verbindung sehr viel höher als in einem anderen Modus, so wird diese Relation optional bei der Linienkonstruktion ignoriert. Beispiel hierfür sind nicht-motorisierter Individualverkehr (Fuß / Rad) auf Kurzstrecken oder Relationen entlang von Schnellstraßen für den motorisierten Individualverkehr. Die Güte des konkurrierenden Angebots wird als Reisezeitmatrix angegeben.
Netz prüfen
Sie können eine Reihe von Prüfungen durchführen, um die Qualität der Netzmodelldaten sicherzustellen:
- Reisezeiten und berechnete Geschwindigkeiten auf Strecken. Es wird ein Fehler ausgegeben, wenn es Strecken mit einer Reisezeit von 0 s gibt. Wenn die errechnete Geschwindigkeit über 100 km/h liegt, werden Warnungen ausgegeben.
- Hoher Anteil geöffneter U-Turns für den ÖV. Ab 5% wird eine Warnung zur Prüfung ausgegeben.
- Anteil der offenen Strecken für das ÖV-Fuß Verkehrssystem. Ab 10% wird eine Warnung zur Prüfung ausgegeben.
- Wert des Parameters für die maximale Gehzeit gesetzt. Ab 30 min wird eine Warnung ausgegeben.
- Wenn es keine Nachfrage im angegebenen Umlegungszeitraum gibt, aber Takte berechnet werden sollen, wird ein Fehler ausgegeben.
- Ist keine vereinfachte Modellierung der fixierten Linien erfolgt, wird ein Fehler ausgegeben.